Henri Marteau (1874−1934)

Fünf Schilflieder für Bariton mit Klavier und oblig. Bratsche

opus 31

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1. Sehr getragen (Molto Adagio)
2. Stürmisch, doch nicht hastig
3. Andante con moto
4. Allegro agitato
5. Andante molto sostenuto

  • Year of composition: 1923
  • Work category: Voice and other instruments
  • Text author: Nikolaus Lenau
  • First performed: Malmö, February 1923 Heinrich Rehkamper (song), Christian Christiansen (piano), Henri Marteau (viola)
  • Duration: Approx. 10-15 min

Instrumentation

bar, vla, pno

Examples of printed editions

• Wilhelm Hartung, Leipzig, 1923 (W.H. 110)
• N. Simrock G.m.b.H., Berlin, 1925 (14726)

Location for score and part material

Statens musik- och teaterbibliotek

  • Possible call no. and autograph comment: Bayerische Staatsbibliothek, München; 4 Mus.pr. 60282

Literature

Münster, Robert: Verzeichnis der gedruckten Kompositionen von Henri Marteau mit Signaturangaben für die Bayerische Staatsbibliothek München, i Mitteilungen des Hauses Marteau in Lichtenberg/Ofr. (herausgegeben im Auftrag des Bezirks Oberfranken mit Unterstützung des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus, von Günther Weiβ  Mitarbeit: Günther Stiefler, Verlegt bei Hans Schneider, Tutzing, 1983, ISBN 3 7952 04070, p. 77.

Description of work

1. Sehr getragen (Molto Adagio) C minor 4/4 (C)
2. Stürmisch, doch nicht hastig B-flat major 5/4
3. Andante con moto E-flat major 3/4
4. Allegro agitato D minor 4/4 (C)
5. Andante molto sostenuto B minor 3/4


Libretto/text

1.

Drüben ging die Sonne scheiden
und der müde Tag entschlief.
Niederhangen hier die Weiden
in den Teich, so still, so tief.

Und ich muβ mein Liebstes meiden:
Quill, o Träne, quill hervor!
Traurig säuseln hier die Weiden
und im Winde bebt das Rohr.

In mein stilles, tiefes Leiden
strahlst du Ferne hell und mild,
wie durch Binsen hier und Weiden
strahlt des Abendsternes Bild.

2.

Trübe wirds, die Wolken jagen
und der Regen niederbricht,
und die lauten Winde klagen:
"Teich, wo ist dein Sternenlicht?"

Suchen den erloschnen Schimmer
tief im auf gewühlten See.
Deine Liebe leuchtet nimmer
nieder in mein tiefes Weh.

3.

Auf geheimem Waldespfade
schleich ich gern im Abendschein,
an das öde Schilfgestade,
Mädchen, und gedenke Dein.

Wenn sich dann der Busch verdüstert,
rauscht das Rohr geheimnisvoll,
und es klaget und es flüstert,
daβ ich weinen, weinen soll.

Und ich mein, ich höre wehen
leise deiner Stimme Klang,
und im Weiher untergehen
Deinen lieblichen Gesang.

4.

Sonnenuntergang; schwarze Wolken ziehn.
O wie schwül und bang alle Winde fliehn!

Durch den Himmel wild jagen Blitze bleich,
ihr vergänglich Bild wandelt durch den Teich.

Wie gewitterklar, mein ich Dich zu sehn
und Dein langes Haar frei im Sturme wehn!

5.

Auf dem Teich, dem regungslosen
weilt des Mondes holder Glanz,
flechtend seine bleichen Rosen
in des Schilfes grünen Kranz.

Hirsche wandeln dort am Hügel,
blicken in die Nacht empor,
manchmal rührt sich das Geflügel
träumerisch im tiefen Rohr.

Weinend muβ mein Blick sich senken;
durch die tiefste Seele geht
mir ein süsses Deingedenken
wie ein stilles Nachtgebet.